Verdeckter Bürgerkrieg und Klassenkampf in Italien I
Verdeckter Bürgerkrieg und Klassenkampf in Italien I
Die sechziger Jahre: Die Entstehung des neuen Antifaschismus
Bibliothek des Widerstands Band 31
ISBN 978-3-944233-17-8
Erschienen Mai 2014
224 Seiten
Preis €29,90
Die weltweite Teilung in zwei große Blöcke spiegelte sich in Italien in der inneren Aufstellung der politischen Klasse wider und hegemonisierte Inhalt und Form des Klassenkampfes. Eine Revolte, die sich von keiner der bestehenden Parteien und Gewerkschaften führen lassen wollte, stieß auch auf den Widerspruch des PCI (Partito Comunista Italiano, Kommunistische Partei Italiens).
Nach der Stagnation und den Niederlagen der 1950er-Jahre wandelte sich unter dem Industrialisierungsschub des »Wirtschaftsbooms« die soziale Zusammensetzung der Arbeiterklasse in Italien durch die Binnenmigration dramatisch. Anfang der 1960er-Jahre begann ein neuer Zyklus der Fabrikkämpfe und der politischen Proteste, die schließlich die durch die italienischen Neofaschisten unterstützte Mitte-Rechts-Regierung Tambroni in die Knie zwang. Die jungen Militanten, die sich nicht mehr durch die traditionelle Arbeiterlinke repräsentiert sahen, forderten die steril gewordene Resistenza-Kultur durch die Parole der Resistenza rossa, der roten Resistenza, heraus und propagierten einen neuartigen Antifaschismus, den sie unmittelbar aus ihren Alltagserfahrungen ableiteten.
In dieser Zeit beginnt auch die Geschichte des Operaismus, der aus einer klaren Rebellion gegen die traditionelle Linke hervorgeht. Der Bezugsverlust des PCI zur marxistischen Theorie, zur Arbeiterklasse und der Welt der Fabrik war eine der Voraussetzungen, unter denen sich die neue Verbindung zwischen Arbeitern und Studenten entwickeln konnte.
Auf diese neue Kraft zielte bald die staatliche und neofaschistische Gewalt. Alles, was der PCI damals dieser rückläufigen Entwicklung entgegenzusetzen vermochte, war der »historische Kompromiss« mit jenen politischen Kräften, Institutionen und Verwaltungsapparaten, die dies zugelassen hatten.
Band I zur neueren Geschichte in Italien versammelt die prägnanten Untersuchungen der Historiker Cesare Bermani und Sergio Bologna zu dieser Zeit sowie einen Beitrag von Jacopo Chessa und Annamaria Licciardello über das militante italienische Kino der 1960er-Jahre. Mit einer Einführung von Karl Heinz Roth.
Diesem Band liegen 2 DVDs mit 7 Filmen bei:
DVD 1
1960 I ribelli – 1960 Die Rebellen
I 2010, 40 min. Regie: Mimmo Calopresti
Scioperi a Torino – Streiks in Turin
I 1962, 32 min. Regie: Carla und Paolo Gobetti
Fata Morgana
I 1962, 11 min. Regie: Lino dal Fra
DVD 2
La via sicura – Der sichere Weg
I 1964, 24 min. Regie: Presse- und Propagandakommission des PCI
Apollon, una fabbrica occupata – Apollon, eine besetzte Fabrik
I 1969, 66 min. Regie: Ugo Gregoretti
Lotte alla Rhodiatoce di Pallanza – Kämpfe bei Rhodiatoce in Pallanza
I 1969, 19 min. Regie: Militantes Kino-Kollektiv Turin
La Fabbrica aperta – Die offene Fabrik
I 1971, 29 min. Regie: Militantes Kino-Kollektiv Turin
Pressestimmen
»Diese Ereignisse – und die Stimmung, die in den fünfziger und sechziger Jahren herrschte – beschreiben und zeigen die AutorInnen und RegisseurInnen des Text-, Bild- und Filmbands ›Verdeckter Bürgerkrieg und Klassenkampf in Italien 1‹ auf beeindruckende Weise. Sie schildern anschaulich, wie nach dem Zweiten Weltkrieg, dessen Ende mit der Hoffnung auf einen Neubeginn gefeiert worden war, ein neuer Krieg begann. […]
Das Buch zeichnet die damaligen Ereignisse und Entwicklungen detailliert nach – und geht weit darüber hinaus.«
Pit Wuhrer, WOZ
»Einer Einführung von Karl Heinz Roth folgen drei Kapitel: 1 . Cesare Bermani: ›Der Antifaschismus im Juli 1960‹ (wobei die Ausstrahlung auf die folgenden Jahre einbezogen ist); 2. Sergio Bologna: ›Der Operaismus: Eine Innenansicht‹ und 3. Jacopo Chessa und Annemaria Licciardello ›Ein Kino von allen und keinem‹ über das Entstehen des militanten italienischen Kino der 1960er Jahre, seine Inhalte und seine Gestalter. Beigefügt sind zwei DVDs mit Filmen aus diesen Jahren, die in eindrucksvoller Weise die Darlegungen im 1 . und 2. Kapitel belegen und auch ergänzen. Auch etwa drei Dutzend Originalfotos über den aufrüttelnden Widerstand gegen den faschistischen Vormarsch, dem die Staatsmacht mit blutiger Repression begegnete, illustrieren die Beiträge.«
Schattenblick
»Die Bibliothek des Widerstands des Laika Verlages legt mit Band 31 den ersten Teil eines Italien Schwerpunktes vor. Wie auch die 30 Bände zuvor glänzt auch diese Ausgabe wieder mit einer opulenten Ausstattung, die nicht nur aus Artikeln zum Thema von ausgesuchten Fachmännern und –frauen glänzt, sondern auch durch das ausgezeichnete dokumentarische Material in Bild und Ton und von Anfang an auch schon mit DVDs, als dieses Format noch niemand kannte.«
Jürgen Weber, Versalia – Das Literaturportal
»Aufgewertet wird das Buch ohne Zweifel durch die zahlreichen Bilder und vor allem die beiliegenden DVDs, dieeltenes italienisches Filmmaterial aus den 1960er-Jahren enthalten und so die quasirevolutionären Geschehnisse plastisch veranschaulichen. Insgesamt gelingt den Autor_innen eine bildstarke Inneneinsicht der Arbeiterkämpfe in den 1960er-Jahren […].«
Vincent Wolff, Portal für Politikwissenschaften