Gewalt

Slavoj Žižek
Gewalt
Sechs abseitige Reflexionen
Laika Theorie Band 1
Erschienen Juni 2011
ISBN 978-3-942281-91-1
192 Seiten
Verursachen das Aufkommen des Kapitalismus und sogar die Zivilisation mehr Gewalt als sie verhüten? Ist Gewalt schon in der einfachen Idee des Fremden enthalten, und wo könnte eine angemessene Form von Gegengewalt heute liegen?
In seinem leidenschaftlichen Plädoyer für bewusste Wahrnehmung des gesellschaftlichen Lebens wirft Žižek einerseits einen kompromisslosen Blick auf die kapitalistischen Demokratien, in denen wir leben, und spricht sich gleichzeitig dafür aus, dem Versuch zu widerstehen, sofort zu reagieren. Žižek plädiert »auf Zeit«, auf jene Zeit, die für eine kritische Analyse und eine daraus folgende Erkenntnis notwendig ist. Dem Druck zum Handeln muß man nach Žižek widerstehen, wenn dieses Handeln aus dem Druck der Verhältnisse und nicht aus dem Begriff über die Situation und ihrer Lösung kommt. Erst dann ist der Mensch zum wirklichen systemverändernden Widerstand befähigt. So wie Picasso auf die Frage eines erschrockenen deutschen Offiziers beim Betrachten des Bildes »Guernica«: »Haben Sie das gemacht?« mit dem Hinweis antwortet, »Nein, Sie haben das gemacht«, so antwortet Žižek auf die Reaktionen über die Wut in den Banlieus, dass sie nur Produkt der zerstörenden Politik des Herrschaftssystems sind.
Žižek bezieht sich auf die sogenannte hohe Kultur ebenso wie auf die sogenannte einfache; in seinen Analysen arbeitet er mit Kant und Lacan und bezieht das zeitgenössische Kino mit ein. Er diskutiert die inhärente Gewalt der Globalisierung des Kapitalismus, des Fundamentalismus und der Sprache in einem Werk, welches seinen Rang als einen der bedeutendsten und aufrührerischen modernen Denker bestätigt. Dieses Buch wird eine neue Agenda in Bezug auf unser Denken über die Gewalt eröffnen.

Slavoj Žižek, 1949 in Ljubljana geboren, ist Soziologe, Philosoph, nicht-praktizierender Psychoanalytiker und Kunstkritiker. Von 1981 bis 1985 studierte er an der Universität Paris VIII bei Jacques-Alain Miller, einem Schüler des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan. Žižek lehrt an der Universität in Ljubljana/Slowenien und ist derzeit International Director des Birkbeck-Institute for the Humanities an der Universität in London.
Slavoj Žižek, Schauspielhaus Hamburg 2015
Bekannt wurde Žižek durch seine einflussreiche Übertragung und Weiterentwicklung der Psychoanalyse Jacques Lacans in das Feld der Populärkultur und der Gesellschaftskritik. Er selbst bezeichnet sich als »altmodischen Marxisten« und »Linksradikalen«. Zu seinen Themen gehören der Deutsche Idealismus, Hegel, Marx, der Poststrukturalismus, die Medientheorie, der Feminismus und die Cultural Studies.
Žižek gilt als einer der bedeutendsten Intellektuellen der Linken. Der New Statesman sprach Žižek nach dem Tod von Jacques Derrida 2004 und Jean Baudrillard 2007 die Rolle des weltweit prominentesten Philosophen und Kulturtheoretikers zu. Für den Literaturtheoretiker Terry Eagleton ist er einer der brillantesten europäischen Vertreter der Psychoanalyse und der Kulturtheorie im Allgemeinen; und der New Yorker würdigte ihn als einen Kritiker von großer Kühnheit.
Pressestimmen
»Statt in den humanistischen Chor der Empörung gegenüber jeglicher Gewalt einzustimmen, setzt Žižek auf eine tiefgreifende Analyse der Situation, in der sich der Mensch dem Drang, irgendetwas tun zu müssen, widersetzt. Žižek deutet so einen Erkenntnisweg an, der verstehen lässt, dass die vermeintlich post-ideologische, liberale Sorge um die humanitären Katastrophen unserer Zeit gerade eine Triebkraft des Kapitalismus inkarniert, die diese Probleme erst hervorbringt. […]
Diese Benjamin’sche Form der göttlichen Gewalt sieht Žižek eben auch in der Weigerung zum unmittelbaren (Mit-)Machen, denn »[m]anchmal ist nichts zu tun die äußerste Gewalt« (187).« Ganzer Beitrag
Alexander Struwe, Portal für Politikwissenschaften